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Lehrpreis 2024 für Prof. Dr. Andreas Bernecker

Für seine herausragende und besonders praxisorientierte Lehre erhielt er den Lehrpreis 2024 der FH Aachen mit der Widmung „KI | Künstliche Intelligenz“.

Prof. Dr. Andreas Bernecker (Mitte) hat von Prof. Dr. Josef Rosenkranz, Prorektor für Lehre und Forschung, (links) und Prof. Dr. Thomas Ritz, Rektor der FH Aachen (rechts) den Lehrpreis 2024 mit der Widmung KI überreicht bekommen.

Eine klare Struktur, eine offene Lernatmosphäre und seine Leidenschaft für VWL, dies schätzen die Studierenden, die Lehrveranstaltungen von Prof. Dr. Andreas Bernecker besuchen, am meisten. Für seine herausragende und besonders praxisorientierte Lehre erhielt er den Lehrpreis 2024 der FH Aachen mit der Widmung „KI | Künstliche Intelligenz“. Seit 2018 ist Andreas Bernecker Professor für VWL, insbesondere Quantitative Ökonomie am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften. Zuvor war er u.a. als Engagement Manager und Strategieberater bei McKinsey & Company in Köln tätig. Im Interview erzählt er, wie er KI didaktisch und inhaltlich in der Lehre einsetzt und verrät, dass er sich im Hörsaal manchmal so sehr verausgabt, dass er einen Power Nap machen muss.

Sie haben den Lehrpreis 2024 mit der Widmung „KI | Künstliche Intelligenz“ erhalten. Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung?

Ich habe mich wirklich riesig darüber gefreut. Ich bin Prof geworden, weil mir die Arbeit mit den Studis große Freude macht. Und so ein Preis belegt, dass von dieser Freude offensichtlich auch etwas bei meinen Studis ankommt. Außerdem zeigt der Preis, dass sich anscheinend auch völlig Fachfremde wie ich sich halbwegs erfolgreich dem Thema KI nähern können. Das macht doch Hoffnung!

Was ist das Besondere an Ihrem Modul? Gab es spezielle didaktische Ansätze und Lehrmethoden, die Sie entwickelt oder angepasst haben?

Was ich beim Thema generative KI didaktisch neu gemacht habe, ist vor allem, dass ich meine Lehransätze und -materialien viel mehr als zuvor mit den Studis gemeinsam entwickelt habe, durch Umfragen, Interviews oder Experimentieren im Hörsaal. So konnten wir uns an dieses für uns alle neue Thema gemeinsam herantasten. Zum Beispiel habe ich mit meinen Studis auch gemeinsam einen KI-Anfänger-Leitfaden für eines meiner Module entwickelt.

Wie berücksichtigen Sie ethische und gesellschaftliche Aspekte der Künstlichen Intelligenz im Modul und vermitteln den verantwortungsvollen Umgang damit?

Neben der reinen Anwendung generativer KI thematisiere ich in meinen Modulen zum Beispiel auch die Funktionsweise der Technologie, erwartbare Effekte auf die Arbeitswelt oder eben auch die viel diskutierten Hallucinations und Biases, also Fehler und systematische Verzerrungen. Wie so oft gilt auch bei generativer KI: Garbage in, Garbage out. Daher braucht es klare Leitlinien. Zum Beispiel versuche ich den Studis klarzumachen, dass sie selbst – und nur sie selbst – verantwortlich sind für Ihre Ergebnisse.

Welche Herausforderungen haben Sie beim Einsatz von KI in der Lehre erlebt und wie haben Sie diese gemeistert?

Vom Datenschutz über heterogene Wissensstände zum Thema in der Studierendenschaft bis hin zur Finanzierung von Lizenzen für hochwertige KI gibt es vielfältige Herausforderungen. Ich finde, die größte und zugleich spannendste ist aber: Das Feld entwickelt sich so schnell, dass das Wissen von gestern heute schon völlig veraltet sein kann. Da hilft nur: Am Ball bleiben und gemeinsam mit den Studis jeden Tag die Welt neu entdecken!

Sehen Sie Potenziale, wie KI die Lehre weiter revolutionieren könnte, und wie könnten solche Technologien in Zukunft in Ihrem Modul integriert werden?

In Hongkong hat ein Investmentunternehmen schon vor Jahren neben fünf Menschen eine KI als gleichberechtigtes Mitglied in sein Board berufen. Wenn eine KI Vorstand sein kann, warum sollte sie dann nicht auch Prof sein? Die große Chance liegt dabei in der Individualisierung von Lehren und Lernen. Wenn mir drei KI-Tutoren in der Lehre helfen, habe ich viel mehr Zeit, gezielter auf individuelle studentische Bedarfe einzugehen. Das ist bis zu einem gewissen Grad heute schon möglich.

Was raten Sie anderen Lehrenden, die innovative Ansätze zur Integration von KI in ihren Lehrveranstaltungen verfolgen möchten?

Der wichtigste Rat: Nur Mut, einfach Dinge ausprobieren und mit den Studis gemeinsam lernen! Wenn ich das halbwegs hinbekommen habe, dann kann das wirklich jeder hinkriegen. Am wichtigsten ist, sich überhaupt mit dem Thema zu beschäftigen. Inzwischen glauben übrigens mehr als die Hälfte der Deutschen, dass KI die Welt so grundlegend verändern wird wie zum Beispiel die Erfindung des Verbrennungsmotors oder die Elektrifizierung.

Was glauben Sie, gefällt den Studierenden an Ihrer Lehre?

In den Lehrevaluationen tauchen da drei Aspekte immer wieder auf: Erstens eine klare Modulstruktur, so dass jeder immer genau weiß, was wann zu tun ist. Zweitens eine offene Lernatmosphäre, in der Studis auch gerne um Hilfe bitten. Drittens so viel Leidenschaft für VWL im Hörsaal, dass so mancher plötzlich VWL spannender findet als BWL. Manchmal sende ich so viel Energie in den Hörsaal, dass ich sie nachmittags durch einen Power Nap oder abends durch ein Gläschen Riesling wieder reinholen muss.

Was wünschen Sie sich mit Blick auf die Lehre für die Zukunft?

Ganz klar: Weiterhin neugierige Studis, die die Welt verstehen und vielleicht sogar ein bisschen besser machen wollen. Und wenn ich noch einen zweiten Wunsch frei habe: Weniger Bürokratie an Hochschulen (und in Deutschland insgesamt). Stattdessen: Freiheit von Forschung und Lehre!

Was motiviert Sie, was treibt Sie an?

Es ist ein absolutes Privileg als Hochschullehrer mit jungen Menschen an spannenden ökonomischen Fragestellungen unserer Zeit arbeiten zu können. Wenn im Hörsaal Mal wieder heiß debattiert wird – ob die Zukunft der Rente, die effiziente Bekämpfung des Klimawandels oder die Deindustrialisierung Deutschlands – dann sage ich gern: „Oh Augenblick, verweile doch.“

Was macht einen Tag für Sie zu einem gelungenen Tag?

Gut wäre zum Beispiel: Morgens die Erstsemester zu überzeugen, dass VWL viel cooler ist als BWL (check!), mittags in der Mensa Schnitzel essen mit Kollegen (dienstags!), mir nachmittags in der Vertiefung von den Studis erklären lassen, wie man den Wirtschaftsstandort Deutschland saniert (Bürokratieabbau!), dann mit der Bahn nach Hause pendeln (pünktlich!), eine Runde am Rhein laufen gehen (8-12km, aber gemütlich!) und schließlich mit meinem Mann zum vierten Mal Game of Thrones schauen (mit Riesling!)