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» Global denken – lokal handeln

NOWUM-Energy gestaltet lokales Klimaschutzkonzept für Gangelt

Die Bundesrepublik Deutschland möchte bis zum Jahr 2050 den Primärenergieeinsatz um 50 Prozent gegenüber 2008 senken und den Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bis 2020 auf 35 Prozent steigern. Diese Ziele lassen sich nur durch Beteiligung aller Akteure erreichen. Die Gemeinde Gangelt unterstützt diese Zielsetzung, indem sie ein eigenes ambitioniertes Klimaschutzkonzept getreu dem Motto „Global denken – lokal handeln“ entwickelt. Gefördert wird das Vorhaben vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

Die Gemeinde beauftragte das Institut NOWUM-Energy am Fachbereich Energietechnik der FH Aachen unter der Leitung von Prof. Dr. Isabel Kuperjans mit der Durchführung des auf ein Jahr angelegten Projektes. Entstanden ist ein Maßnahmenkatalog, der kurz-, mittel- und langfristig helfen soll, den Primärenergiebedarf der Gemeinde zu senken. Grundlage sind die Verbrauchs- und Produktionswerte des Jahres 2010. Im Vordergrund des Konzeptes steht die Energie- und CO2-Bilanz, in der die Verbräuche der Eigenproduktion gegenübergestellt werden. Bei der Stromerzeugung weist die Gemeinde eine  positive Bilanz aus: Es wurden 27 Prozent mehr Strom erzeugt als verbraucht. Im Bereich der Wärmeerzeugung ist die Bilanz hingegen nicht so positiv: Nur rund 13 Prozent des Wärmebedarfs wurden durch regenerative Energien gedeckt. Durch den Anteil der regenerativen Energieerzeugung wurde der CO2-Ausstoß um 29 000 Tonnen auf 63 900 Tonnen gesenkt, was einer Verminderung von rund 31 Prozent entspricht.

Die Gangelter Bürger wurden in den Entscheidungsprozess einbezogen. Sie schlugen konkrete Maßnahmen vor, die im Rahmen des Klimaschutzkonzepts detaillierter untersucht wurden:

» Energieneutraler Ortsteil Schümm

» Energieneutrale Schule

» Nutzung regenerativer Energien, insbesondere von Umwelt-/Abwärme durch Wärmepumpen

» Energieeinsparung durch Öffentlichkeitsarbeit

Die Wissenschaftler des NOWUM-Energy untersuchten, wie der Energiebedarf des Ortsteils Schümm gesenkt (z. B. durch Gebäudesanierungen) und gleichzeitig der Ausbau der regenerativen Energien vorangetrieben werden kann. Dabei ermittelten sie, dass das Ziel eines energieneutralen Ortsteils bereits durch die Abwärmenutzung der Biogasanlage realisiert werden kann. Insgesamt besteht in Schümm sogar das Potenzial, mehr als das Dreieinhalbfache des Eigenenergiebedarfs zu exportieren. Auch das Schulzentrum in Gangelt könnte durch eine Sanierung auf Passivhausstandard, Stromerzeugung mit einer Fotovoltaikanlage und eine Wärmeversorgung mit Erdsonden sowie einer Wärmepumpe primärenergieneutral werden.

Für den weiteren Ausbau der regenerativen Energien in der Gemeinde kamen die FH-Forscher zu dem Ergebnis, dass sich die Abwärmenutzung des Kanalsystems und des Wasserwerks nicht lohnt. Die Erweiterung der Geothermie und insbesondere der Fotovoltaik bietet allerdings noch große Möglichkeiten, die CO2-Bilanz zu verbessern.

Des Weiteren sieht das Konzept vor, durch Öffentlichkeitsarbeit über die Anstrengungen der Gemeinde zu informieren und die Bürgerinnen und Bürger durch einen Klimaschutzmanager gezielt zu beraten. Eine weitere wichtige Aufgabe des Klimaschutzmanagers ist das Controlling. „Die initiierten Maßnahmen sollten auf Wirkung, Funktion und Erfolg analysiert und bewertet werden“, empfiehlt Prof. Kuperjans. „Grundsätzlich möchten wir mit dem Klimaschutzkonzept eine Entscheidungshilfe für zukünftige Planungen geben. Die Gemeinde berät derzeit über unsere Empfehlungen. Wir hoffen natürlich, dass Gangelt so viel wie möglich davon umsetzen wird.“

Die Forscher des Instituts NOWUM-Energy werden noch weitere Ortschaften unter die Lupe nehmen. Der Startschuss für ein Klimaschutzkonzept der Gemeinde Hückelhoven ist zum Jahresbeginn bereits gefallen. Welche Ziele sich die Gemeinde setzen wird und welche Lösungen die NOWUM-Forscher dafür entwickeln, darüber halten wir Sie im Newsletter und hier auf der Webseite auf dem Laufenden!