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» Wasser, Weltall, Jülich

Professoren mit Profil: Ludger Blum im Interview

Seit Juni 2000 hat Prof. Ludger Blum, Jahrgang 1957, eine Leerstellenprofessur am Fachbereich Energietechnik inne. Das Besondere dieser Leerstellenprofessur ist, dass sich FH Aachen und Forschungszentrum Jülich (FZJ) Ludger Blum sozusagen teilen: Zwei Stunden pro Woche lehrt er an der FH, die restliche Zeit forscht er als Leiter der Abteilung “Verfahrenstechnik - Brennstoffzellen“ mit dem Schwerpunkt Hochtemperatur-Brennstoffzellen (SOFC) am FZJ. Sein Lehrgebiet an der FH Aachen sind Brennstoffzellen mit den Schwerpunkten Anlagen- und Verfahrenstechnik sowie Energiebilanzierung/Thermodynamik – insbesondere für die SOFC.

Für Ludger Blum ist es wichtig, als Wissenschaftler immer auch Kenner benachbarter Disziplinen zu sein: „Da Brennstoffzellen ein sehr komplexes Gebiet sind, in dem praktisch alle Bereiche der Physik und der Ingenieurstechniken relevant sind, beschäftige ich mich auch mit Konstruktion, Werkstoffen, Strömungstechnik, Mechanik sowie Mess- und Regelungstechnik.“

Ludger Blum studierte Maschinenbau an der Universität Karlsruhe; im Jahr 1983 schloss er das Studium erfolgreich als Diplom-Ingenieur ab. Nach dem Studium arbeitete er 15 Jahre lang für die Siemens AG, zunächst in der Entwicklung alkalischer Brennstoffzellen für den Einsatz in U-Booten. Im Sommer 1988 war er verantwortlich für den Aufbau und die Abnahme der ersten 100 kW-U-Boot-Anlage der Kieler Howaldtswerke-Deutsche Werft GmbH (HDW), der größten deutschen Werft, und betreute die Anlage auf der Jungfernfahrt von Kiel nach Norwegen.

Vom Wasser ging es hoch – sehr hoch – in die Luft: in den Weltraum. Als verantwortlicher Ingenieur für Engineering & Design arbeitete an der Entwicklung einer alkalischen Brennstoffzelle für die europäische Raumfähre Hermes. Nachdem das Projekt nach dem Ende des Kalten Krieges beendet wurde, suchte sich Ludger Blum eine neue Herausforderung, wechselte auf das Gebiet der Hochtemperatur-Brennstoffzelle, war zuständig für Konstruktion und Versuchsanlagen, erarbeitete ein Qualitätssicherungssystem und vertrat den Bereich in der Öffentlichkeit. Von 1995 bis 1998 leitete er das unter anderem von BMBF und EU geförderte  SOFC-Forschungs- und –Entwicklungsprojekt der Firma Siemens.

Was reizt Sie an Ihrer Tätigkeit an der FH Aachen?


Zunächst kann ich in Verbindung mit der Tätigkeit am Forschungszentrum wissenschaftlich und kreativ arbeiten, was in der Industrie immer mehr eingeschränkt wird. Und ich kann versuchen, den Studierenden etwas von meiner Erfahrung weiter zu geben, indem ich das Thema Brennstoffzellen mit seinen vielen Facetten vorstelle und Interesse an den vielfältigen technischen Wechselwirkungen wecke. Die Fragen der Studierenden zwingen mich auch dazu, tiefer in einzelne Themen einzusteigen und erweitern so auch den eigenen Kenntnisstand. Die Internationalität, vor allem im Masterstudiengang, bieten einem zudem Einblicke in andere Kulturkreise und Denkweisen, was eindeutig eine Bereicherung darstellt.

Worauf sind Sie stolz?

Dass ich durch hartnäckiges Dranbleiben mit dazu beitragen konnte, dass die Entwicklung der SOFC in Deutschland einen guten Weg genommen hat und damit die berechtigte Hoffnung besteht, dass sie ihren Platz am Markt findet.

Ihre Lebensziele?

Ich wünsche mir, dass noch vor meinem Renteneintritt die Brennstoffzelle am Markt angekommen ist und ihren Beitrag in Verkehr und Energieversorgung leistet.


Was ist Ihnen wichtig im Leben?

Kurz gesagt: Ein glückliches Familienleben und Spaß an der Arbeit.

Ihr Leitsatz?

„Ernsthaft arbeiten aber nicht alles zu ernst nehmen.“