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» Traditionsreich und zukunftsfähig

Energieseminar 2012/13 stand im Zeichen der Braunkohle

Deutschland hat sich im Rahmen der Energiewende ehrgeizige Ziele gesetzt. Aber auch die erneuerbaren Energien stecken voller Herausforderungen: Bei trübem Winterwetter lässt sich mit Photovoltaikanlangen nur wenig Energie gewinnen. Und wenn sonniges Freibadwetter herrscht und sich kein Windhauch rührt, stehen die Windräder still. Woher kommt jetzt die Energie, um die Netze stabil zu halten und den Energiebedarf zu decken? Es ist ein zentrales Problem der regenerativen Energien: Volatilität genannt. In Zeiten der Energiewende ist deshalb der Einsatz fossiler Energieträger für die Erzeugung von Strom und Wärme keinesfalls vom Tisch –  es sind wichtige Bausteine für eine gesicherte Energieversorgung. So ist beispielsweise die Braunkohle gleichermaßen traditionsreich und zukunftsfähig.

Aus dem Blickwinkel der Wirtschaft lässt sich diese Problematik besonders gut betrachten. Deshalb bietet der Fachbereich Energietechnik gemeinsam mit RWE Power AG einmal jährlich das Energieseminar in deutscher Sprache an. Im Wintersemester 2012/13 hielten Experten aus der Wirtschaft spannende Fachvorträge rund ums Thema Braunkohle. Einmal pro Woche luden sie zum Zuhören und Mitdiskutieren ein. Der Titel der Veranstaltungsreihe lautete in diesem Semester: „Herausforderungen in der Energietechnik: Braunkohleverstromung unter neuen Randbedingungen“. Die Themenbereiche konnten in diesem Jahr deutlich erweitert werden. So standen Großgeräte von Thyssen Krupp oder das Energiemanagement in der Papierindustrie von Schoellershammer sowie die stoffliche Nutzung von CO2 durch Bayer auf dem Seminarplan. Insgesamt bildeten die Referenten das komplette Spektrum der Braunkohleverstromung ab: vom Abbau im Tagebau über den Transport zum Kraftwerk und von technischen Aspekten des Verbrennungsprozesses bis hin zur Entsorgung der Aschen und Schlacken.

Traditionsreiche Technik – Ideen für die Zukunft

Ein wichtiges Thema im Seminar war die Kohleveredelung. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um einen Trocknungsprozess. Im Prinzip ein altbekanntes Verfahren, bei dem noch heute Anlagen aus der Vorkriegszeit zum Einsatz kommen können. Durch die Kraft-Wärme-Kopplung in diesem Prozess können Wirkungsgrade von bis zu 80 Prozent erzielt werden – gestern wie heute sind das Spitzenleistungen.

Ein weiteres wichtiges Zukunftsthema war die Abtrennung von CO2. Es sind zwar nur geringe Mengen, doch Unternehmen nutzen durchaus das Abfallprodukt CO2 als Rohstoff für die Herstellung von polymeren Materialien, etwa bei der Herstellung von Dämmstoffen. Der Großteil des CO2 jedoch muss langfristig gespeichert werden – eine Zukunftsaufgabe für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Und auch im Hinblick auf die erneuerbaren Energien sind gute Ideen und Ingenieurskompetenz gefragt: Die regenerativen Technologien können in ihrem Wirkungsgrad deutlich gesteigert werden, die Einspeisung von „grünem Strom“ in die Netze muss koordiniert und das Prinzip der Energieeffizienz umgesetzt werden. Die Energiewende ist also ein gesamtgesellschaftliches Großprojekt.

Themen, die bewegen – und die für dicht besetzte Stuhlreihen gesorgt haben.  „Wir hatten rund 120 Teilnehmer pro Vortragsveranstaltung“, erinnert sich Prof. Dr. Klaus Brüssermann. Er koordiniert seitens des Fachbereichs Energietechnik das beliebte und traditionsreiche Energieseminar, das schon seit 2007 regelmäßig stattfindet. Er hält fest: „Wir möchten vor allem Bachelorstudierenden die Gelegenheit bieten, über den Tellerrand hinauszublicken. Die Vorträge bieten ihnen ein einmaliges Praxiswissen und schon früh die Möglichkeit, berufliche Netzwerke aufzubauen.“

Karriere-Netzwerk für Studierende

Seit 23 Jahren arbeitet der Fachbereich Energietechnik bereits eng mit RWE zusammen, an die 50 Projekte wurden in dieser Zeit gemeinsam gestemmt. Klar, dass Studierende von dieser vertrauensvollen Kooperation profitieren: „Ob Abschlussarbeit oder Karrierestart:  Viele Studierende greifen gerne auf dieses Netzwerk zurück“, erklärt Prof. Brüssermann. „Ein lohnenswertes Thema für eine Abschlussarbeit in Kooperation mit RWE ist zum Beispiel die Flexibilisierung von Kraftwerken.“ Gleichzeitig ist es für Großunternehmen wie RWE eine hervorragende Chance, den Nachwuchs zu fördern und jungen Talenten schon frühzeitig Karriereperspektiven zu eröffnen.

Während Bachelorstudierende bis zum Wintersemester 2013/14 warten müssen, bis das Energieseminar in die nächste Runde startet, können sich Masterstudierende schon auf das Sommersemester freuen: Für sie findet dann die Vortragsreihe „Energy systems in the change of time“ statt. Das Pendant zum Energieseminar sozusagen, in englischer Sprache und mit internationalen Referenten.