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» Im kritischen Reaktor

Studentengruppe beim Reaktorpraktikum in Prag

Bereits seit 1992 machen die Maschinenbaustudierenden mit der Vertiefungsrichtung Kerntechnik regelmäßig ein Reaktorpraktikum in Prag. Seit mehreren Jahren nehmen auch Studierende des Masterstudiengangs EMINA an diesem Praktikum teil.

Mitte Januar war es wieder soweit: 13 Studierende, fünf Master- und acht Maschinenbaustudierende machten sich für vier Tage auf zum gemeinsamen Praktikum in die „Goldene Stadt“.
 
Bei dem besuchten Reaktor handelt es sich um einen sogenannten „Null-Leistungs Reaktor“, der ausschließlich für Übungs- und Forschungszwecke an der Technischen Universität (CVUT) von Prag betrieben wird. Dort werden Praktika zur Reaktor- und Neutronenphysik durchgeführt.

Am ersten Tag wurden die Jülicher Studierenden zunächst durch das Reaktorgebäude geführt; doch bereits am zweiten Tag stand ein ganztägiges Praktikum mit Experimenten zum Neutronennachweis, dem Effekt der verzögerten Neutronen, Reaktordynamik und vielem mehr an. Zum Abschluss des Tages konnten die Studierenden bei abgedunkelter Laborhalle das sogenannte „Cerenkov-Leuchten“ des Reaktors beobachten.

Am dritten Tag führte die Gruppe ein „kritisches Experiment“ durch: Über mehrere Schritte zogen sie einen Steuerstab immer weiter heraus berechneten aus der Zunahme der Neutronenflussdichte den Punkt hervor, an dem der Reaktor kritisch sein wird. Kritisch ist ein Reaktor dann, wenn sich die Neutronenflussdichte – und damit die Leistung – über einen langen Zeitraum nicht ändert, obwohl der Operateur keinerlei Veränderungen macht. Hingegen kommt in einem unterkritischen Reaktor die Kettenreaktion zum Erliegen. „Die Voraussage der Teilnehmer war hervorragend, sodass der Reaktor problemlos den kritischen Zustand erreichte“, sagt Exkursionsleiter Prof. Frieder Hoyler zufrieden. Am Nachmittag war die große Stunde der Studierenden, denn sie durften, unter Anleitung des Betreuers, den Reaktor selbst „fahren“.

Am vierten Tag fuhren die Studierenden mit einem Kleinbus nach Pilsen. Dort besichtigten sie die Fertigung von Reaktorkomponenten bei der Firma Skoda JS. „Den vermutlich größten Eindruck werden die riesige Halle und die großen Maschinen im Werk gemacht haben“, schätzt Prof. Hoyler. Denn dort werden beispielsweise der innere Reflektor des EPR-Reaktor (EPR: European Pressurized Water Reactor) für China hergestellt. Außerdem werden in Pilsen nach Vorgaben der GNS (Gesellschaft für Nuklear-Service mbH) in Essen Castoren für abgebrannte Brennelemente der Reaktoren russischer Bauart gefertigt.  Wenn man eh schon in Pilsen ist, bietet sich ein Besuch der berühmtesten Brauerei Tschechiens geradzu an. Und so verbrachte die Gruppe den letzten Abend der Exkursion entspannt mit einer Führung durch die Produktionsstätten der Brauerei sowie in der Gaststätte bei einem kühlen Blonden.