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„Wo ist denn der Hausmeister mit den langen Haaren?“

Thomas Stracke im Interview.

Thomas Stracke spielt mit seinen Kindern
Portrait Thomas Stracke

Das SIJ-Urgestein: In unserem Interview erzählt mir Thomas Stracke von seinem bewegten Leben und den Irrungen und Wirrungen, die ihn dorthin gebracht haben, wo er heute ist. Aber fangen wir von vorne an.

Als ältester von vier Jungs startete Thomas früh (mit 17 Jahren) mit seinem Studium, ohne zu wissen was er genau machen möchte. Elektrotechnik lag nahe, da seine Eltern ein Elektronikgeschäft betrieben und er damit aufgewachsen war. Während des Studiums stellte er jedoch fest, dass er viel über sein Fach lernte, aber zu wenig über das Leben selbst. So entschloss er sich parallel zum Studium zu arbeiten, zu lernen wie man Autos repariert, zu heiraten, eine Familie zu gründen und vieles mehr. Die Familie war schließlich einer der Gründe, warum Thomas 1990 sein Studium an der FH Aachen abschloss.

Durch Frank Späte ergatterte Thomas eine Stelle als studentische Hilfskraft an der FH Aachen. Zu dieser Zeit wurde dort anfänglich an regenerativen Energien geforscht, und ein großes Projekt namens "VELS" begann. Dieses Projekt zielte darauf ab, eine neue Norm für solare Warmwasseranlagen zu etablieren, und Frank Späte erhielt eine befristete Projektstelle. Ein Glück, dass Thomas solch gute Arbeit als studentische Hilfskraft leistete, sodass er für diese Position ausgewählt wurde. Rückblickend betrachtet Thomas die Mitarbeit an diesem Projekt als ein Highlight, auf das er immer noch stolz ist.

So landete er dann in der Forschungseinrichtung, dem heutigen Solar-Institut Jülich. Doch damit nicht genug. Er war ja lediglich befristet eingestellt. Wie schaffte er es, dennoch am Institut zu bleiben? Das ist eine der amüsantesten Geschichten, die mir Thomas erzählte:

Im 2. Hochschulsonderprogramm, was die Mitarbeitendenzahl an Hochschulen fördern sollte, erhielt Prof. Klemens Schwarzer mit Unterstützung des damaligen Dekans die Chance, eine feste Laboringenieurstelle zu besetzen. Es gab drei Mitarbeiter, die für die Stelle geeignet waren – darunter Thomas. Damals waren die Zeiten anders, und so schlug Klemens vor: „Geht gemeinsam einen trinken und kaspert aus, wer die Stelle erhalten soll.“

Gesagt, getan. Die drei gingen gemeinsam aus und diskutierten im Laufe des Abends, dass Thomas die Stelle erhalten sollte, da er aus sozialer Sicht die feste Anstellung am dringendsten brauchte. Er hatte bereits eine Familie und Verantwortung. So wurde der befristete Projektmitarbeiter über Nacht zum unbefristeten Laboringenieur. Wie sagte Thomas so schön humorvoll zu mir: „Ich hatte im Leben wohl öfter mal Glück.

Doch damit nicht genug. Wie wir alle wissen ist Thomas Vorsitzender des wissenschaftlichen Personalrates. Das verdanken wir Sofia Becker-Laufer, der damaligen Verwaltungsleiterin des SIJ. Als sehr gute Freundin ermutigte sie Thomas, sich 2004 als Ersatzmitglied auf die Wahlliste setzen zu lassen. 2008 wurde er dann reguläres Mitglied und seit 2014 bekleidet er nun die Position als Vorsitzender. Diese Arbeit bereitet ihm besonders viel Freude, denn sie hält ihn über das Geschehen innerhalb der Hochschule auf dem Laufenden und ermöglicht ihm, pragmatisch Probleme zu lösen - eine Fähigkeit, die er als eine seiner Stärken ansieht.

Innerhalb des SIJ betrachtet er sich selbst als "Feuerlöscher". Er löst pragmatisch viele große und kleine Probleme. Bei Thomas findet man immer eine gute Lösung, da er durch seine langjährige Mitarbeit an der Hochschule bestens vernetzt ist und sich in eigentlich allen Gebieten auskennt. Das sagt er auch über sich selbst: „Ich bin jemand, der Aufgaben nicht unbedingt in großen Tiefen bearbeiten möchte, sondern ich schaue eher breit auf die Lösungsansätze und lasse mein vielschichtiges Wissen einfließen.“

Er findet die breiter angelegte Entwicklung des SIJ in diversen Themen der regenerativen Energien besonders spannend. So könne sich das SIJ mehr etablieren und wird nicht nur als „Solarturm“- oder „Speicher“-Institut wahrgenommen, sondern als Institut für regenerative Energien, das sich mit vielen verschiedenen Aspekten beschäftigt.

Wenn wir von "vielen verschiedenen Aspekten" sprechen, darf nicht unerwähnt bleiben, dass Thomas neben seiner Tätigkeit an der FH Aachen auch ehrenamtlich in den Vereinen Solar Global und Kultur ohne Grenzen aktiv ist. Es wird ihm also nicht langweilig. Dennoch denkt er bereits darüber nach, wie er seine Zeit während seiner hoffentlich noch in der Ferne liegenden Rente gestalten möchte. Ein Instrument lernen wäre doch eine Option, oder nicht Thomas? Seine frühkindliche Prägung könnte hierbei eine Rolle spielen, da sein Patenonkel Intendant, Komponist und Musikproduzent war. Seine Leidenschaft für Musik hat er mir jedenfalls deutlich gemacht.

Jetzt bleibt mir nur noch eines übrig – die Auflösung der Überschrift:

Als ich ihn fragte, welches Kompliment ihn besonders gefreut habe, lachte er und antwortete: „Das ist wieder eine ulkige Geschichte“.

Während der damaligen Solartage im Solarpark in Jülich, war viel Organisation nötig und Thomas war damals bereits eine helfende Hand. Eines Tages fragte ein Aussteller nach ihm und beschrieb ihn einer anderen Person: "Wo ist denn der Hausmeister mit den langen Haaren, der mir geholfen hat?" Die Person lachte und entgegnete: "Das ist nicht der Hausmeister, das ist einer unserer Mitarbeiter." Der Aussteller war überrascht: "Aber er weiß doch alles, das muss doch der Hausmeister sein."

Ich kann tatsächlich verstehen, wieso der Aussteller das dachte. Denn Thomas ist auch für mich immer ein zuverlässiges Auffangnetz, hilfsbereit und im positivsten Sinne ein „Feuerlöscher“. Ich kann ihm nur wünschen, dass sein Leben weiterhin solche guten Zufälle bereithält und er unsere Arbeit noch lange Zeit bereichern kann.