SYMPOSIUM 2024 Planungskulturen des Umbauens

12.06.2024, 14.30 _ Morschenich-Alt

Thema

Umbau(-kultur), Bau- und Raumwende sind in aller Munde. Es gibt viele Anlässe für die Hinwendung zu und Inwertsetzung von bestehenden materiellen wie auch sozialen und kulturellen Ressourcen im Gebäudebestand und in bestehenden Siedlungsgebieten. Dazu zählen die anhaltende Höhe von Ressourcenverbrauch, CO2-Freisetzung und Müllproduktion im Bauwesen, der ungebremste Flächenverbrauch in der Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung oder auch die vielschichtigen Formen des strukturellen ökonomischen, sozialen, kulturellen Wandels im urbanen bis ländlichen Raum.

Die Beschäftigung mit dem Bestand ist nicht neu. Sie wurde vor gut 50 Jahren durch die Städtebauförderung, das Europäische Denkmalschutzjahr sowie einige Jahre später durch die IBA-Altbau in Berlin maßgeblich mit angestoßen. Der Wandel in der bestehenden gebauten und gelebten Stadt hält heute unvermindert an und erhält durch eine Vielzahl von Strukturbrüchen und Krisen neue Schübe. Dazu zählen Leerstände genauso wie Erneuerungsbedarfe aufgrund veränderter ökonomischer, sozialer oder auch klimatischer Bedingungen. Besonders sichtbar ist dieser Wandel in den letzten Jahren in Innenstädten, monofunktionalen Bürostandorten, alternden Wohnsiedlungen und Einfamilienhausgebieten sowie auch in ganzen Transformationslandschaften wie den Braunkohleregionen und nach lokalen oder regionalen Extremwetterereignissen mit ihren Schadensbilanzen. In prosperierenden Lagen entfaltet sich aus dem laufenden Strukturwandel eine anhaltende Abriss- und Neubaudynamik, gegen welche zunehmend Kritik laut wird. So stellen sich heute und in Zukunft die Fragen von Bestandserhalt und (neuer) Umbaukultur aufgrund der Dringlichkeit von Klimaschutz und zunehmend knappen materiellen wie finanziellen Ressourcen beinahe flächendeckend, auch jenseits von Gebietskulissen und herausragenden baulichen (Sonder-)Aufgaben.

Das Symposium erkundet, wie Um- und Weiterbauen tatsächlich angestoßen, unter inhärenten Unwägbarkeiten und mit einer zumeist großen Zahl beteiligter Akteure und relevanter Anspruchsgruppen gestaltet und umgesetzt werden können. Im Fokus stehen Prozesse von Planung, Umsetzung und (laufendem) Betrieb, ihre Impulse und Verläufe und ihre erkennbaren Bedingungen des Gelingens und Scheiterns. Umbauprozesse zeichnen sich durch eine besonders hohe Komplexität verbunden mit verschiedenen Formen von Unsicherheit aus. Dabei verschränken sich verschiedene Erfahrungen und Kompetenzen zunehmend: so hängen Bauen und Stadt, die Gestaltung verschiedener räumlicher Maßstäbe von Bauteil, Gebäudetypologie bis zum Quartier oder auch Handwerk und Kommunikation (wieder) viel enger miteinander zusammen. Umbauen fordert bisherige Methoden, Instrumente, Techniken, rechtliche Regelungen, Abläufe und auch Arrangements beteiligter Akteure heraus. Erforderlich sind stabile Rahmensetzungen genauso wie Agilität, integrierte interdisziplinäre Planungsansätze und -teams und zugleich Offenheit für und Resonanz mit Nutzer*innen und Nachbar*innen oder auch flexible Standardisierung und anpassbare Regelwerke, welche eine Skalierung beispielsweise auf Quartiersebene ermöglichen.

Veranstaltende

RWTH Aachen University – Profilbereich Built and Lived Environment, Transformationsplattform REVIERa und interdisziplinäres Forschungsnetzwerk Making of Housing
Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung, Prof. Dr. Agnes Förster
Lehr- und Forschungsgebiet Denkmalpflege, Prof. Dr. Christian Raabe

Stadt Aachen, Dezernat III – Stadtentwicklung, Bau und Mobilität, Frauke Burgdorff – Stadtbaurätin

FH Aachen
Lehrgebiet Stadtplanung, Transformation und Prozessgestaltung | Lehr- und Forschungsschwerpunkt Zukunftsfähige Transformation, Prof. Isabel Maria Finkenberger
Lehrgebiet Planungs- und Baumanagement und Projektentwicklung, Prof. Stine Kolbert

BBSR – Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Innovationsprogramm Zukunft Bau, Helga Kühnhenrich und Dr. Katja Hasche

Baukultur Nordrhein-Westfalen, Peter Köddermann – Geschäftsführung Programm

LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, Dr. Kerstin Schierhold
LVR-Industriemuseen, Dr. Walter Hauser
LVR-Dezernat 3, Gebäude- und Liegenschaftsmanagement, Umwelt, Energie, Bauen für Menschen, Linda Vogel

DASL – Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung, Prof. Mario Tvrtković – Wiss. Sekretär DASL | Hochschule Coburg

Programm

Das Symposium bietet einen Rahmen für einen lebendigen Austausch und fokussierte Sessions, die diskursiv und interaktiv ausgerichtet sind. Interdisziplinäre Fachteams bereiten die einzelnen Sessions vor und binden dabei sowohl Impulsvorträge als auch konkrete laufende oder abgeschlossene Fallstudien ein.

PDF  PROGRAMM Planungskulturen des Umbauens

Session 1

Alte und neue Narrative: (Neu-)Orientierung gestalten

Organisation und Moderation

  • Prof. Dr. Agnes Förster, RWTH Aachen und Dr. Kerstin Schierhold, LVR

Impulse von

  • Dr. Walter Hauser, LVR-Industriemuseum > Zinkfabrik Altenberg
  • Linda Vogel, LVR > Schulsanierungen – Geschichten der Generationen
  • Julia Shapiro, Graduiertenkolleg Mittelstadt als Mitmachstadt > Narrative und Raumkultur
  • Santana Gumowski, Baukultur NRW > Umbauen – versteckte Werte im Bestand am Beispiel UmBauLabor Gelsenkirchen

Session 2

Nachbarschaften im Wandel: Umbauprozesse in Teilräumen managen

Organisation und Moderation

  • Dr. Daniela Karow-Kluge und Christina Jimenez-Mattsson, RWTH Aachen

Impulse von

  • Dr. Daniela Karow-Kluge und Christina Jimenez-Mattsson, RWTH Aachen > Teilräumliche Ansätze in der Aachener Innenstadt
  • Antje Eickhoff, Sega Aachen > Stadtmachen am Büchel
  • Jon Prengel, raumwerk Frankfurt > Baublockbetrachtungen Östliche Aachener Innenstadt
  • Prof. Dr. Jared Sonnicksen, RWTH Aachen > Multilaterale Entscheidungsfindungsprozesse – politisch betrachtet

Session 3

Transformative Methoden und die Kunst der Improvisation

Transformationsprozesse sind oft durch einen hohen Komplexitätsgrad, eine hohe Zahl beteiligter Akteure und die Gleichzeitig- und Ungleichzeitigkeiten unterschiedlicher Maßstabs- und Prozessebenen zwischen Planung, Regelwerk, Umsetzung und Betrieb gekennzeichnet. Die Session fragt nach den Chancen und nach neuen Ansätzen, welche über die bisher gängigen Planungsmethoden und -instrumente hinausgehen und innovative Aspekte zum Umgang mit Unschärfe und Dynamik integrieren. Wie sehen robuste und gleichzeitig agile Planungen aus, die zwischen Determiniertheit und Offenheit maßstabsübergreifend vermitteln? Welche alternativen Aushandlungsprozesse und Resonanzräume brauchen wir im Umgang mit Unsicherheit? Und wie können Improvisation und Emergenz grundsätzlich in Planungsprozesse integriert werden, um andere, auch unvermutete Ergebnisse erzielen?

Organisation und Moderation

  • Prof. Isabel Maria Finkenberger, FH Aachen und Prof. Mario Tvrtković, DASL | Hochschule Coburg

Ein Gespräch mit

  • Frauke Burgdorff, Stadt Aachen – Expertin für kooperative Strategien in der Stadtentwicklung und für die Rolle der Stadtverwaltung als Teil von Transformation
  • Prof. Tobias Hönig, Universität Siegen – Experte für die die Typogenese von Gebäuden – insbesondere im Schlagschatten als Krisen verstandener Prozesse – und Mitgestalter der Neue Architekturschule Siegen im alten Druckhaus
  • Prof. Jan Kampshoff, modulorbeat Münster | TU Berlin – Experte für Resonanzräume und Interimistische Interventionen
  • Prof. Stine Kolbert, FH Aachen – Expertin für gemeinwohlorientierte Projektentwicklung
  • Prof. Dr. Alexander Markschies, RWTH Aachen – Experte für Improvisation und/oder Unschärfe aus Sicht der Kunstgeschichte
  • Silke Schatz, Künstlerin Köln – Expertin für Orte und deren Geschichte als Spiegel gesellschaftspolitischer Rahmenbedingungen und Macherin von Manheim calling

Session 4

Typologisch orientierte Sanierungsstrategien

Organisation und Moderation

  • Prof. Dr. Christian Raabe, RWTH Aachen und Dr. Katja Hasche, BBSR

Impulse von

  • Prof. Dr. Christian Raabe, RWTH Aachen > Sanierung von Siedlungsbauten der 1920er Jahre
  • Prof. Thorsten Burgmer, Prof. Dr. Daniel Lohmann, TH Köln > Klimaneutraler erhaltenswerter Bestand
  • Prof. Anne-Julchen Bernhardt, RWTH Aachen > Aachener Typen
  • Prof. Volker Kleinekort, Hochschule RheinMain > Wachstum findet InnenStadt

Session 5

Menschen in Bewegung bringen

Organisation und Moderation

  • Dr. Nina Berding und Helena Schulte, RWTH Aachen

Impulse von

  • Dr. Nina Berding und Helena Schulte, RWTH Aachen
  • Simon Hein, RWTH Aachen
  • Charlotte Selter, LH Düsseldorf
  • N.N., Initiative Umbau Köln
  • Leila Unland, PONR und AbbrechenAbbrechen München

Session 6

Neu organisieren, anders finanzieren

Organisation und Moderation

  • Prof. Stine Kolbert, FH Aachen

Impulse von

  • Prof. Stine Kolbert, FH Aachen > Organisations- und Gesellschaftsformen sowie Finanzierungsvarianten
  • Frauke Burgdorff, Stadt Aachen > Die kommunale Perspektive auf alternative Formen der Projektentwicklung
  • Robin Bischoff, Kunstverein Wagenhallen in Stuttgart > Der Kunstverein Wagenhalle und das Kulturschutzgebiet
  • Anna Mauersberger, WIR-DORF Initiative, Westerwald Sieg > Zukunft statt Leerstand auf dem Land, gemeinschaftsbasierte Lebens- und Wirtschaftsmodelle

Kontakt

Stadtplanung, Transformation
und Prozessgestaltung

Lehr- und Forschungs-
schwerpunkt Zukunftsfähige
Transformation

ISCE | Institute of Smart City Engineering

Prof. Dipl.-Ing.
Isabel Maria Finkenberger
Stadtplanerin BDA

Bayernallee 9
52066 Aachen
Raum 02110

stadtplanungfh-aachen.de
T +49. 241. 6009 51113