Leonie Sarbo – Orientierungshilfe
Leonie Sarbo – Orientierungshilfe
Für viele Zugewanderte, die aufgrund ihrer geringen Schulbildung in ihren Muttersprachen kaum alphabetisiert sind, stellen die komplexen Inhalte des Orientierungskurses des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) oftmals eine große Schwierigkeit dar. Die Kommunikationsdesign-Absolventin hat mit ihrer Abschlussarbeit „Orientierungshilfe“ eine Materialsammlung entwickelt, die vom BAMF zugelassene Lehrwerke unterstützen soll.
Der Orientierungskurs bildet mit dem vorgeschalteten Sprachkurs den Integrationskurs in Deutschland. Während im Sprachkurs die deutsche Sprache erlernt werden soll, geht es in dem Orientierungskurs um Inhalte, die auf das Leben in Deutschland vorbereiten sollen, wie Politik und Geschichte und Themen für gesellschaftliches Zusammenleben. Doch sind die Sprache und die Inhalte in der Fülle und unter dem großen Zeitdruck des Kurses für viele Zugewanderte sehr schwer zu erfassen. Häufig können sie die Kurse kaum oder nur sehr schwer bestehen.
„Orientierungshilfe“ versucht vor allem diesen Menschen zu helfen und die besonders schweren Inhalte des Orientierungskurses anders aufzubereiten und niederschwellig darzustellen. Dadurch wurde maßgeblich das Design der Arbeit geprägt. Die Schriftgröße ist extra groß gewählt, viele Bilder sind integriert, dekorative und ablenkende Elemente wurden weggelassen und es wurden anschauliche Informationsgrafiken für komplexe Zusammenhänge (wie beispielsweise das“ Zusammenwirken der Verfassungsorgane“) erstellt, um möglichst viele Lerntypen anzusprechen. Zudem wurde im Layout auf genügend Weißraum geachtet, damit eigene Notizen eingetragen werden können. Auch der Kapitelaufbau folgt der immer gleichen Struktur: Das Kapitelthema wird in einem Text erklärt, durch passende Bilder und Grafiken ergänzt und anschließend kann das eigene Wissen getestet werden.
Um Sprachanfängern die Texte besser zugänglich zu machen, sind die Schlüsselwörter gelb markiert. Der Farbton ist so hell gewählt, dass er farbig gedruckt werden kann und dadurch sichtbar wird. Oder wiederum in einer Schwarz-Weiß-Kopie kaum erkennbar ist, worauf verschiedene didaktische Unterrichttechniken aufbauen könnten. Dieser gelbe Faden zieht sich durch das gesamte Konzept der Arbeit.
Die großformatigen Fotos oder Bilder können als Gesprächsanlässe für den Unterricht dienen (wie z.B. der Scan einer Wahlbenachrichtigung). Die Arbeitsblätter können helfen, die vielen Informationen zu bündeln oder zu strukturieren (wie z.B. durch den Lernplan, dem „Steckbrief“ des jeweiligen Bundeslandes, oder dem interkulturellen Kalender mit Feiertagen vieler unterschiedlicher Kulturen und Religionen). Das modulare Lehrwerk wird zusätzlich ergänzt durch Lernplakate mit ausgewählten Infografiken aus der Arbeit, wie z.B. einem Zeitstrahl der deutschen Geschichte seit 1933. Lehrkräfte können also aus der vielfältigen Materialsammlung individuell Zusatzmaterial zum Unterricht hinzuziehen, das an die jeweilige Zielgruppe angepasst werden kann.
Leonie Sarbo hat mit „Orientierungshilfe“ eine inklusive und integrative Materialsammlung geschaffen, die zum einen unter gestalterischen Gesichtspunkten herausragend ist und die zum anderen hervorragend in der Praxis Anwendung finden kann.