Längsbinderkirchen und versteckte Stahlkonstruktionen im Sakralbau der Hochmoderne
Grundlagenforschung zur Erfassung und zu denkmalpflegerischen Strategien
Projektleitung | Prof. Dr.-Ing. A. Fissabre und Prof. Dr.-Ing. E. Rottke, FB 1 unter Mitarbeit von Anina Janich M.Sc., FB 1 |
Förderlinie | SPP 2255 Kulturerbe Konstruktion - Ein Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft |
Projektvolumen | 285.896 € |
Forschungsschwerpunkt | Energie und nachhaltiges Bauen |
Projektpartner | Prof. Dr. U. Pottgiesser (TH OWL) und Prof. Dr. K. Thiele (TU Braunschweig) |
Projektlaufzeit | März 2024 bis Februar 2027 |
Worum geht es hier?
In den 1920er und 30er Jahren wie auch in der frühen Nachkriegszeit entstanden im deutschsprachigen Raum zahlreiche Sakralbauten, meist katholische und evangelische Pfarrkirchen als Längsbinderkonstruktionen aus Stahl. Die Konstruktionsweise im neuen Material Stahl ermöglichte bei basilikalem Querschnitt einen stützenfreien Innenraum. Anfänglicher Widerstand seitens kirchlicher Institutionen und Hochbauämter gegenüber der Bauweise aus Stahl, die als fabrikartig und dem Sakralbau unwürdig diffamiert wurde, führte zum bewussten baulichen Verstecken der Konstruktionen. Aus diesem Grund ist noch heute bei vielen dieser Bauten die Konstruktionsweise unbekannt. Das Forschungsvorhaben soll erstmals die Sakralbautypologien mit versteckten Stahlkonstruktionen in ihrer Gesamtheit erfassen und systematisch vergleichen, um dann wesentliche Grundlagen zur Neubewertung der Bauten und zur Anwendung von Denkmalbegründungen mit dem Fokus auf das konstruktive Kulturerbe zu etablieren.
Was war Ihre Motivation, sich an dieser Ausschreibung zu beteiligen? Woher stammt die Idee?
Eine interdisziplinäre Untersuchung der Konstruktionsweise im Kontext zeitgenössischer Ideen zur Liturgiereform, neuartiger Raumwirkungen und moderner Formensprache stellt ein Desiderat der Grundlagenforschung dar, das zugleich auch in praktischer denkmalpflegerischer Hinsicht von hoher Relevanz ist. Neben dem fehlenden Wissen um die Konstruktionsweisen sowie der fehlenden Unterschutzstellung bei einigen der Kirchen stellt vor allem der derzeitige Umnutzungsdruck im Rahmen der Profanierung von Kirchen eine große Motivation für das Projekt dar, die auch von den Denkmalpflegebehörden maßgeblich unterstützt wird.
Welchen Nutzen bringt dieses Projekt für die Gesellschaft und/oder im Sinne der Nachhaltigkeit?
Ziel ist es, den umfangreichen Baubestand an Längsbinderkirchen und ihren baukulturellen Wert im Kontext nachhaltiger Entwicklung der Öffentlichkeit zu vermitteln. Das Projekt soll die Grundlagen zur Erarbeitung denkmalkundlicher Bewertungen schaffen und Strategien zum Erhalt des Baubestandes erörtern.
Wer macht noch mit?
Das Projekt wird im Rahmen des DFG Schwerpunktprogramms Kulturerbe Konstruktion (SPP 2255) in interdisziplinärer Kooperation mit dem Institut für Stahlbau der TU Braunschweig unter Leitung von Prof. Dr. Klaus Thiele und dem Lehrgebiet Baukonstruktion und Baustoffe der TH OWL unter Leitung von Prof. Dr. Uta Pottgiesser bearbeitet.