Details

Datengrundlage für eine umfassende Stadtplanung

"Aachener Datenpool" stellt Verkehrs- und Umweltdaten für Wissenschaftler:innen und Planer:innen zur Verfügung

Das Leben in der Stadt ist spannend und abwechslungsreich – aber es gilt auch, viele unterschiedliche Interessen und Belange unter einen Hut zu bringen. Gäste wollen zu Veranstaltungen anreisen, Fahrradfahrer:innen wünschen sich sichere Wege ebenso wie Autofahrer:innen einen Parkplatz, alle wollen schnell von A nach B kommen und das natürlich am besten ohne Lärm und mit sauberer Luft.

1,2 Millionen Euro Förderung

Stadtplaner:innen, die diesen Ansprüchen gerecht werden und umfassende Konzepte für Wohnen, Mobilität und Umweltschutz entwickeln wollen, brauchen vor allem gute Daten. Im Rahmen des Projekts "Aachener Datenpool" betreiben fünf Partner, unter ihnen die FH Aachen, ein System für die technische Entwicklung und Planung auf Basis von zeitlich und örtlich hochaufgelösten Messdaten. Das Projekt wird im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND mit insgesamt 1.2 Mio. Euro durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMDV) gefördert. Mit der Veröffentlichung einer sogenannten API (Application Programming Interface)  und der Einbindung in das bundesweite Angebot "mobilithek.info" des BMDV haben die Projektverantwortlichen jetzt einen großen Schritt nach vorne gemacht.

Open Data

"Oft ist es so, dass Daten erhoben, aber nicht konsequent genutzt werden", sagt Jan Kellershohn. Er bearbeitet das Projekt von Seiten des Instituts NOWUM-Energy, das die FH Aachen im Projektkonsortium genauso vertritt wie das m2c-Lab. Mit ihrer Entwicklung wollen die Wissenschaftler:innen den Open-Data-Gedanken auch in den Bereich der Verkehrs- und Umweltplanung tragen.

Nationaler Zugangspunkt für Mobilitätsdaten

Grundlage der freien Datennutzung ist der Zugriff über standardisierte Schnittstellen. Im Rahmen des Projekts ist nun eine API entstanden, die Externen diesen Zugang eröffnet. Abgebildet werden die Daten unter anderem in der sogenannten Mobilithek, die nach Vorstellung des BMDV zum nationalen Zugangspunkt für Mobilitätsdaten werden und einen wesentlichen Baustein des Mobilitätsdatenökosystems in Deutschland darstellen soll.

Luftqualität, Lärm, Verkehrsbewegungen

Die Daten, die im Rahmen des Aachener Datenpools erfasst, verarbeitet und zur Verfügung gestellt werden, sind vielfältig: Sie umfassen Messwerte zur Luftqualität und zu Lärm ebenso wie Verkehrsbewegungen im Aachener Stadtgebiet. Zu diesem Zweck betreibt das Konsortium eigene Messboxen, die an Straßenlaternen befestigt sind und die Daten in Echtzeit übermitteln, sowie weitere Sensoren. Außerdem greift das Projekt auch auf Daten aus externen Quellen zurück, etwa von der Plattform sensor.community. "Derzeit können wir 6,3 Millionen einzelne selbst gemessene Datenpunkte zur Verfügung stellen", sagt Koordinator Christoph Komanns, insgesamt seien über die API mehr als 200 Millionen Messwerte verfügbar. Für die Auswertung besonders interessant sind Zeitreihen – so kann etwa die Verkehrsbelastung auf wichtigen Straßen über einen längeren Zeitraum beurteilt werden.

Praxisnahe Anwendungsfälle

Neben der reinen Bereitstellung der Daten haben die Forscher:innen auch sogenannte Use Cases entwickelt – also beispielhafte praxisnahe Auswertungen und Anwendungsfälle. Jan Kellershohn erklärt: "Die Daten können mit Hilfe von Dashboards dargestellt werden. Das nutzt den Städteplaner:innen am meisten." Wenn etwa im Eurogress eine Veranstaltung stattfinde, sei es interessant zu wissen, mit welchen Verkehrsmitteln die Gäste anreisen. Ein anderes Beispiel betrifft die Fußgänger- und Radfahrerfreundlichkeit einzelner Wohnbezirke, erfasst jeweils über den Walkability- und Bikeability-Index. Die Use Cases wurden im Rahmen von Workshops entwickelt, die das m2c-Lab durchgeführt hat.

Förderung im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND

Das Projekt "Aachener Datenpool" läuft noch bis März 2025. Neben der FH Aachen (NOWUM-Energy, m²c-Lab) sind die Stadt Aachen, cityscaper, 4traffic SET und Rupprecht Consult beteiligt. Das Projekt wird im Rahmen des Förderprogramms mFUND vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) unter dem Förderkennzeichen 19FS2017A unterstützt.

Über den mFUND des BMVI: Im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND fördert das BMVI seit 2016 datenbasierte Forschungs- und Entwicklungsprojekte für die digitale und vernetzte Mobilität 4.0. Die Projektförderung wird ergänzt durch eine aktive fachliche Vernetzung zwischen Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Forschung und durch die Bereitstellung von offenen Daten auf dem Portal mCLOUD. Weitere Informationen finden Sie unter www.mFUND.de