Details

Über die Zeit und wie wir mit ihr umgehen sollten

Lesung und Gespräch mit Teresa Bücker

Sie ist eine der zentralen Ressourcen unserer gesellschaftlichen Organisation, dennoch rückt sie oftmals in den Hintergrund, insbesondere wenn es um ihre Verteilung geht: die Zeit.  

Präsentiert von dem Institut für Philosophie und Diskurs LOGOI und dem Gleichstellungsbüro der FH Aachen, fand in der Barockfabrik Aachen eine Lesung der Autorin und Journalistin Teresa Bücker zu ihrem zuletzt erschienen Buch "Alle_Zeit. Eine Frage von Macht und Freiheit" statt. Moderiert wurde die Veranstaltung von Carolina Getto, der stellvertretenden Gleichstellungsbeauftragten der FH Aachen.

Das Grußwort hielt Dr. Jürgen Kippenhan, Gründer von LOGOI mit Lehrauftrag am Lehrstuhl für Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie der RWTH Aachen: "Wie sich eine Gesellschaft definiert, ist untrennbar davon, wie sie ihre Lebenszeit gestaltet." Im zeitgenössischen Diskurs sei insbesondere die individuelle Zeitgestaltung in den Fokus gerückt. "Es geht nicht mehr nur um die Spanne unserer Lebenszeit, sondern darum, mit was wir diese verbringen – mit Arbeit, Kultur oder auch Müßiggang", betonte Kippenhan.

"Gleichberechtigung heißt, dass sich alle bewegen, nicht nur die Frauen."

Warum schreiten viele Entwicklungen rund um das Thema der Gleichstellung so langsam voran? Was hat die ungleiche Verteilung von Zeit für Auswirkungen auf die Gesellschaft? Alles Fragen von Teresa Bücker zu Beginn ihrer Arbeit an ihrem Buch. Der Fokus im Diskurs der Gleichstellung liege allzu oft nur auf den monetären Faktoren, der Faktor Zeit werde oftmals übersehen, erklärte Bücker zu Anfang ihrer Lesung. 

Insbesondere in der freien Verfügbarkeit der Zeit von Frauen und Männer gebe es noch große Ungleichheiten. Neben der Erwerbstätigkeit verbringen vor allem Frauen den Großteil ihrer Zeit mit der unbezahlten Sorge- und Pflegearbeit von Familienangehörigen (sogenannter Care-Arbeit). "Die Care-Zeit gehorcht keinen Regeln, sie läuft nach den Bedürfnissen der Bedürftigen", erklärt Teresa Bücker.

Vielfältige Zeitkultur

In ihrem Gespräch mit Carolina Getto machte Teresa Bücker auf das zeitgenössische starre Verständnis von Zeitkultur aufmerksam, etwa den ungleichen Arbeitszeitmodellen von Frauen und Männern, und sie bot einen Perspektivwechsel an: "Gleichberechtigung heißt, dass sich alle bewegen, nicht nur die Frauen." Zudem plädierte sie für eine vielfältige Zeitkultur, die für mehr Geschlechter- und Generationengerechtigkeit sorgt. "Die Art und Weise wie wir gerade leben, basiert auf Entscheidungen, die wir als Gesellschaft getroffen haben. Das heißt, dass wir dies auch verändern können."