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Die Stadt – das sind wir alle

FH-Absolventin Jennifer Horváth entwickelt ein Konzept für Umbau und Neunutzung des alten Saturn-Gebäudes in der Aachener Innenstadt. Sie erhält den ersten Preis in der Kategorie Architektur im studentischen Ideenwettbewerb "Handel im Wandel".

Wer Umfang und Reiz des Themas Innenstadtentwicklung auf einen Blick sehen möchte, ist an der Aachener Reihstraße genau richtig. Im Herzen der Innenstadt gelegen, ist das Areal total verbaut. Die Gebäude sind in ihrer Gestalt an den (Konsum-)Bedürfnissen und Mobilitätsgewohnheiten des 20. Jahrhunderts ausgerichtet; heute stehen die Betrachtenden vor Betonburgen, unwirtlich und öde. Die Stadt Aachen will frischen Wind in die Entwicklung dieses innerstädtischen Bereichs bringen und hat den studentischen Ideenwettbewerb "Handel im Wandel – Visionen der zukünftigen Nutzung eines innerstädtischen Kaufhauses" ausgelobt. Den ersten Platz in der Kategorie Architektur gewann FH-Masterabsolventin Jennifer Horváth mit ihrem Konzept "Die Allmende – ein Ort für die Gemeinschaft".

Von allen nutzbar

"Der Begriff Allmende stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet Gemeingut, das von allen nutzbar ist. Diese Idee wollte ich auf ein Gebäude anwenden", erklärt sie. In dem mehrgeschossigen Bau sollen unterschiedliche Nutzungen unterkommen, die Menschen Gelegenheit bieten, an einem schönen Ort zu verweilen, ohne etwas konsumieren oder kaufen zu müssen. Denkbar sind Sport-, Sozial-, Kultur- und Lerneinrichtungen. Jennifer Horváth betont: "Die Menschen bekommen einen Ort, den sie selbst aktiv gestalten können."

Dachpark mit Ausblick

Das alte Saturn-Gebäude ist Teil eines Baukomplexes, der auch das Kaufhaus an der Adalbertstraße sowie das Parkhaus an der Borngasse umfasst. Die Dachflächen werden bislang als Parkbereich genutzt – allerdings in der Regel mit geringer Auslastung. So entsteht die Idee eines Dachparks, der sich über alle drei Bauten zieht. Die Verbindung der einzelnen Teile wird über Brücken geschaffen. "Von dort oben hätte man einen wunderbaren Blick über die Innenstadt, etwa in Richtung Dom und Rathaus", schwärmt die Absolventin.

"Eine superspannende Aufgabe"

Die Jury des Wettbewerbs lobt die Arbeit für ihr "innovatives und schlüssiges Gesamtkonzept nach dem Gemeinwohlprinzip, das eine soziale Durchmischung schafft, die lokale Gemeinschaft stärkt und den Gesamtstandort belebt und aufwertet". Betreut wurde die Arbeit von Prof. Heike Matcha und Prof. Dr. Anke Fissabre. Die beiden stellen heraus, dass das Konzept die schwierige städtebauliche Situation gut auflöst, indem die Rückseite des Gebäudes geöffnet und mehr Licht hineingelassen werde. Es sei gelungen, viel von der bestehenden Bausubstanz zu erhalten. "Die Umnutzung bestehender Gebäude stellt ganz neue Anforderungen an Architekt:innen", betonen sie. Auch Jennifer Horváth ist begeistert: "Das war eine superspannende Aufgabe, vor allem weil es so nah an der Realität war. Der Einzelhandel verschwindet aus den Innenstädten, das ist ein drastischer Wandel."

Neben Jennifer Horváth reichten auch die Absolventinnen Anna Lennartz und Katrin Tilg sehr spannende Beiträge ein. Für sie lag der Reiz des Wettbewerbs darin, für den Kaufhaustypus einen mutigen und nachhaltigen Entwurf zu entwickeln, der die bestehende monofunktionale Einzelhandelsnutzung durch eine vielseitige multifunktionale Nutzung ablösen soll. Durch das Hervorheben historischer Wegebeziehungen werden das Quartier lebendiger und unscheinbare Rückseitensituationen attraktiver gestaltet. Das Schaffen von Synergien und Stärken der lokalen Identität lässt neue Möglichkeiten entstehen, die zu einer positiven Entwicklung des Suermondtviertels und der Adalbertstraße beitragen.

Über den Wettbewerb

Der studentische Ideenwettbewerb wurde vom Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft, Digitalisierung und Europa der Stadt Aachen in Kooperation mit der GALERIA Karstadt Kaufhof GmbH ausgelobt. Studierende von FH Aachen und RWTH Aachen aus den Fachbereichen Architektur, Städtebau und Soziologie präsentierten kreative, innovative und visionäre Projekte, die von einer erfahrenen Jury aus Verwaltung und Handel bewertet wurden. Insgesamt reichten über 30 Studierende ihre Ideen in Einzel- und Gruppenarbeiten ein, die ein breites Spektrum an Revitalisierungskonzepten vom Wohnstandort bis zur Eventlocation mit Roof-Top-Bar abdecken. Neben weiteren Preisen für Städtebau und Soziologie der RWTH erhielten eine Anerkennung Linus Ahlers und Alina Sultani für ihr Masterprojekt bei Prof. Dr. Carolin Stapenhorst und Prof. Frank Hausmann vom Fachbereich Architektur der FH Aachen.