Alina Seeberg – „Hey Schnitte, schon belegt?“
Alina Seeberg – „Hey Schnitte, schon belegt?“
„Hey Schnitte, schon belegt?“ so oder so ähnlich lauten bekannte verbale sexuelle Belästigungen und so lautet auch der Titel der Abschlussarbeit von Alina Seeberg. Die Kommunikationsdesign-Absolventin konzipierte eine großangelegte Kampagne, die besonders über übergriffiges Verhalten in uneindeutigen Kontexten wie Anmachen und Flirts aufklären möchte.
Die Kommunikationsdesignerin selbst und fast alle weiblich-gelesenen Personen in ihrem Freundkreis haben schon einmal Erfahrungen mit sexuell übergriffigem Verhalten machen müssen. Was viele dieser Erlebnisse gemeinsam haben, ist, dass die Belästigungen nicht zwangsläufig in Catcall-Manier von Unbekannten ausgeübt wurden, sondern ein harmloser und von allen Beteiligten gewollter Flirt plötzlich in die Übergriffigkeit kippte. Dies führt zu Problemen wie beispielsweise Slut Shaming und Victim Blaming und erschwert den Betroffenen sich adäquat zu wehren.
Um dem entgegenzuwirken und einen öffentlichen Diskurs zur Problematik anzukurbeln, entwarf die Absolventin die Aufklärungskampagne „Hey Schnitte, schon belegt?“. Die großangelegte Kampagne umfasst dabei unter anderem Konzeptionen für Plakate, Social-Media-Kampagnen, Spots, Guerilla-Aktionen, Audio-Werbung und vieles mehr. Zusätzlich plante die Jungedesignerin eine Kampagnen-Webseite, die auch ein Forum zum Austausch für Betroffene einschließt. Als fiktiver Absender der Aktion wurde die Dating-App Bumble gewählt. Die App ist dafür bekannt, dass sie mit antiquierten Geschlechterrollen bricht und ausschließlich Frauen die Möglichkeit für einen ersten Kontakt innerhalb der App gewährt. Die Kampagne passt also zum Einsatz von Bumble für sicheres und respektvolles Flirten.
Dabei geht es der Absolventin allerdings nicht (nur) um das binäre Denken von „Männern als Tätern“ und „Frauen als Opfern“, das im Zusammenhang mit sexuellen Belästigungen häufig greift, sondern darum, dass Konsens und das Definieren von Grenzen in kommunikativen Flirt-Situationen über alle Geschlechter hinweg mehr Spaß für alle Beteiligten bringen. Dies spiegelt sich auch im Kampagnen-Hashtag #sexualnotsexualized wider. Zudem richtet sich die Kampagne deswegen an eine jüngere Zielgruppe von Menschen zwischen 18 und 25 Jahren, die gerne etwas erleben wollen, aber möglicherweise noch unerfahren in Bezug auf das Setzen und Einhalten von Grenzen sind.
Alina Seeberg hat mit ihrer Aufklärungskampagne „Hey Schnitte, schon belegt?“ ein selbstbestimmtes und bewusst sexy Projekt geschaffen, dass ein allgegenwärtiges und doch viel zu wenig beachtetes Problem endlich in den Fokus der Öffentlichkeit rückt.