Kognitive Beeinflussbarkeit von Geschmacksempfindungen - Untersuchungen mit Gustometer und fMRT

Bei diesem Projekt wird mit Gustometer und fMRT die kognitive und neuronale Modulation von Geschmacksempfindungen untersucht. Die Teilnehmer bekommen während einer fMRT-Messung Geschmacksstimuli in Form von wässrigen Lösungen der Grundgeschmäcker verabreicht, während sie blockweise ablenkende und nicht-ablenkende Videos anschauen. Das Projekt erweitert bestehende Forschung auf dem Gebiet des abgelenkten Essens durch einen möglichst realistischen Versuchsaufbau.

Der Einfluss kognitiver Belastung auf die Nahrungsaufnahme wurde zahlreich nachgewiesen. Der Konsum von TV wurde bei Kindern mit erhöhter Nahrungsaufnahme und Übergewicht in Verbindung gebracht. Mehrere Verhaltensstudien zeigten, dass abgelenktes Essen die unmittelbare sowie die spätere Nahrungsaufnahme erhöht. Die Beobachtung des Essens und der bewusste Verzehr senkten wiederum die nachträgliche Nahrungsaufnahme. Ogden et al. stellten eine gesteigerte Nahrungsaufnahme bei Probanden fest, die beim Essen ferngesehen haben.

Die neuronale Beeinflussbarkeit von Geschmack und Geruch wurde ebenfalls mit fMRT untersucht. Die Messung der neuronalen Aktivierung zeigt dabei Mechanismen, welche in reinen Verhaltensstudien nicht untersucht werden können, da die kognitive Belastung und Geschmacksempfindung von den Teilnehmern selbst nicht zuverlässig eingeschätzt werden können. Durch einen Vergleich der subjektiven Wahrnehmung bei oder nach dem Essen und der tatsächlichen neuronalen Aktivität können Schlüsse über unbewusste Auswirkungen auf das Essverhalten gemacht werden. Duif et al. stellten in einer fMRT-Studie eine beeinträchtige Konnektivität der Insula und des Orbitofrontalkortex fest, sowie eine Auswirkung auf die anschließende Essensauswahl durch die Teilnehmer. Van Meer et al. kamen zu ähnlichen Ergebnissen und konnten außerdem gehemmte Empfindung intensiver süßer Stimuli im Gegensatz zu schwachen süßen Stimuli beobachten. Ruda et al. fanden einen vergleichbaren Effekt, insbesondere bei übergewichtigen Teilnehmern, woraus sich weitere Verbindungen von abgelenktem Essen zu gesundheitlichen Problemen knüpfen lassen.

Bei den vergangenen fMRT-Studien wurden als kognitive Belastung Gedächtnisaufgaben oder aktive Spiele eingesetzt, welche im experimentellen Umfeld erprobt sind. Die Methoden sind damit einigermaßen von der ursprünglichen Fragestellung, nämlich der Ablenkung durch Fernsehen beim Essen, abgewichen. Heutzutage werden wir durch die fortschreitende Digitalisierung und mit Tendenz zu Überstimulierung durch permanente visuelle Reize (Social Media, Videos im Kurzformat) abgelenkt. Dementsprechend müssen die experimentellen Methoden angepasst werden. Bei diesem Projekt werden mit Ablenkung durch kurze, unterhaltsame Youtube-Videos möglichst realitätsnahe Experimente zur Untersuchung des modernen Essverhaltens von jungen Menschen durchgeführt.

Betreuender Professor

Digel, Ilya, Prof. Dr.

Foto Prof. Dr. Ilya Digel
Professor
Fachbereich 9 - Medizintechnik und Technomathematik
Institute - Institut für Bioengineering (IFB)
Heinrich-Mußmann-Straße 1
Raum 01E11
52428 Jülich

Sprechzeiten

Mo, 10 bis 12 Uhr

Studentischer Projektleiter

Robert Friedmann

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