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Der Strategieprozess der FH Aachen– ein hochspannendes Forschungsfeld

Im Kontext des Strategieprozesses der FH Aachen sind zwei neue Promotionsprojekte entstanden. Der Beitrag gibt einen kurzen Einblick in die Natur von Hochschulbildungsforschung und in häufig verwendete Methoden.

Zur Relevanz von Hochschulbildungsforschung

Es ist seit jeher eine gesellschaftliche und politische Erwartungshaltung an Hochschulen, Menschen dazu zu befähigen mit gesellschaftlichen Krisen, wie Kriegen oder Wirtschaftskrisen, aber auch mit neuen (z.B. technologischen) Entwicklungen umzugehen. Diese Erwartungshaltung kommt daher, dass man Hochschulen als transformativ einstuft (wie z.B. die UNESCO-Initiative Futures of Education aus dem Jahr 2020 beschreibt): Das heisst, Hochschulen reagieren nicht nur auf Krisen und Herausforderungen, sondern sie sind in der Lage, diese zu transformieren und aktiv an der Lösungsfindung mitzuwirken.

Hochschulbildungsforschung ist somit von großer Bedeutung, da sie dazu beiträgt, die Qualität und Effektivität von Bildungsprogrammen und -maßnahmen zu verbessern. Durch die Erforschung von Lehrmethoden, Lernprozessen und Bildungsstrategien können wir besser verstehen, wie Studierende am besten lernen und wie Hochschulen ihre Programme optimieren können. Darüber hinaus ermöglicht es die Hochschulbildungsforschung, Trends im Bildungsbereich zu identifizieren und auf Veränderungen in der Gesellschaft und Wirtschaft zu reagieren. Letztendlich trägt die Forschung dazu bei, die Bildungschancen und -erfahrungen für Studierende zu verbessern und die Bildungseinrichtungen auf die Anforderungen der Zukunft vorzubereiten.

Neben Fragestellungen rundum die Umsetzung der Lehre auf Modul- und Curriculumsebene spielt auch Governance-Forschung eine zentrale Rolle, die sich z.B. damit beschäftigt, wie Veränderungsprozesse an Hochschulen gelingen können.

Für die Hochschulbildungsforschung ist unser Strategieprozess an der FH Aachen somit ein sehr spannendes Forschungsfeld.

Im Rahmen der gestarteten Promotionsvorhaben soll genauer betrachtet werden, wie verschiedene Faktoren im Strategieprozess zusammenhängen und wie diese zu einem Gelingen oder auch zu einem Hindernis des Prozesses führen, um Anpassungen für den Strategieprozess der Hochschule abzuleiten.

Methoden der Hochschulbildungsforschung

In den Promotionsvorhaben spielt die qualitative Sozialforschung eine starke Rolle.  Die qualitative Sozialforschung befasst sich mit der Erhebung und Analyse von nicht-numerischen Daten, um soziale Phänomene tiefergehend zu verstehen. Sie legt großen Wert auf die Perspektiven und Bedeutungen der Beteiligten und nutzt Methoden wie Interviews, Fokusgruppen und teilnehmende Beobachtung zur Datengenerierung. Qualitative Sozialforschung zielt darauf ab, komplexe Zusammenhänge und soziale Prozesse zu erfassen. Statistische Generalisierbarkeit, steht anders als bei der quantitativen Forschung nicht im Fokus. Der Forschungsprozess in der qualitativen Forschung ist oft flexibel und iterativ, was Anpassungen während der Untersuchung ermöglicht. Qualitative Sozialforschung betont die Kontextualität der Daten und strebt nach einer dichten Beschreibung der untersuchten sozialen Wirklichkeit, um bspw. Typologien zu bilden.

Es herrschen seit langem Diskussionen, ob Quali oder Quanti der bessere Ansatz ist, um Forschungsfragen zu beantworten: Aus unserer Perspektive kommt es einfach auf die Frage an.

Ein Beispiel: 
Wir nehmen den Themenbereich Hochschulbildungsforschung. Ich möchte mehr über die Zufriedenheit von Studierenden in ihrem Studium herausfinden. Möchte ich mehr über das subjektive Erleben der Studierenden erfahren, um Ableitungen für den Prozess zu machen und konkrete Dinge zu modifizieren, ist eine qualitative Befragung mit bspw. Interviews und Fokusgruppen mit einer detaillierten Analyse nach einem festgelegten Vorgehen sicher sinnvoll. Gefühle, persönliche Wahrnehmungen, Hemmnisse und Verbesserungsvorschläge können hier sehr gut aufgenommen und verdichtet werden. Möchte ich aber den Blick auf die gesamte Qualität der Lehre, die aktuelle Infrastruktur, die den Studierenden zur Verfügung steht oder auf die allgemeine Zufriedenheit legen, wäre ein quantitativer Ansatz sicher gewinnbringender. In dem ich standardisierte Fragebögen in einer groß angelegten Umfrage versende und statistisch auswerte.

Darüber hinaus sind auch mixed-methods Ansätze üblich. Hier können in unterschiedlichen Forschungsphasen je nach Forschungsdesign begründet sowohl quali- als auch quantitative Verfahren zum Einsatz kommen, wodurch wir eigentlich nicht mehr die Frage stellen müssen, ob nun qualitative oder quantitative Forschungsmethoden die bessere Wahl sind, sondern die Auswahl von der Forschungsfrage abhängt.

Dieser Artikel erschien am 11.Juli 2024 im ZHQ-Blog.fh-aachen.de