Teil 2: Was machen Elektroingenieur:innen? Teil 2: Entwicklungsingenieur:in in der Automobilindustrie
Prof. Dr.-Ing. Michael Reke (links im Bild mit Kultur und Wissenschaftsministerin Ina Brandes) lehrt an der FH Aachen im Studiengang Elektrotechnik unter anderem die Fächer
- Technische Informatik
- Microcontrollersysteme
- Funktionale Sicherheit im Kfz
- Applikation von Steuergeräten
- Automatisiertes Fahren
Lebenslauf
1995-2001 | Studium der Elektrotechnik an der RWTH Aachen (Abschluß: Dipl.-Ing.)
2006-2012 | Externes Promotionsstudium an der RWTH Aachen am Lehrstuhl für eingebettete Systeme (Informatik 11) bei Prof. Dr.-Ing. Kowalewski (Abschluß: Dr.-Ing.)
2001-2005 | Projektingenieur bei VEMAC GmbH & Co. KG, Aachen
2005-2009 | Abteilungsleiter Elektronik- & Softwareentwicklung bei VEMAC GmbH & Co. KG, Aachen
2009-2017 | Technischer Leiter (Prokurist) bei VEMAC GmbH & Co. KG, Aachen
Seit 2017 | Professor für Fahrzeugsoftware und Grundlagen der Digitaltechnik an der FH Aachen
Berufsbezeichnung: Entwicklungsingenieur:in in der Automobilindustrie
Menschen mit diesem Beruf arbeiten an
- vielen technisch interessanten Weiterentwicklungen im Bereich der Fahrzeuge, mit denen wir täglich unterwegs sind
- an neuen Produkten und Fahrzeugkomponenten
- technischen Berechnungen und Simulationen
- an Prototypen, die dann getestet und verbessert werden
Bei all diesen Aufgaben arbeiten Entwicklungsingenieure und -ingenieurinnen eng mit anderen Fachleuten zusammen, wie z.B. Designern, Produktmanagern, Fertigungstechnikern und Lieferanten, um sicherzustellen, dass die entwickelten Produkte den Anforderungen und Zielen des Unternehmens entsprechen. Ist ein neues Produkt entwickelt, heißt das aber nicht, dass es nichts mehr zu tun gibt. Vielleicht lässt sich der Entwicklungsprozess noch optimieren oder die Produktqualität noch verbessern. Dafür muss man sich natürlich über aktuelle technologische Entwicklungen, Trends und Innovationen in der Automobilindustrie auf dem Laufenden halten und Forschungsarbeiten durchführen.
Menschen mit diesem Beruf tragen Verantwortung für
- die Sicherheit ihrer Entwicklungen
Auch hier arbeiten Entwicklungsingenieure und -ingenieurinnen eng mit anderen Fachleuten zusammen: Sie müssen sicherstellen, dass ihre Produkte den geltenden Sicherheitsstandards und -vorschriften entsprechen. Dazu gehören beispielsweise gesetzliche Bestimmungen zur Fahrzeugsicherheit, Crashtests und andere relevante Normen. Sie führen umfangreiche Risikoanalysen durch, um potenzielle Gefahrenquellen zu identifizieren und zu bewerten. Sie berücksichtigen dabei Aspekte wie passive Sicherheit (z.B. Karosseriestruktur, Airbags, Sicherheitsgurte), aktive Sicherheit (z.B. Antiblockiersysteme, elektronische Stabilitätskontrolle) und präventive Sicherheit (z.B. Fahrerassistenzsysteme, Notbremsassistenten).
Das sollten Menschen mit diesem Beruf besser nicht falsch machen
- Aktuelle Normen und damit den Stand der Technik nicht beachten
Ohne Menschen mit diesem Beruf hätten wir Probleme in diesen Bereichen
- Individuelle Mobilität
Individuelle Mobilität spielt eine wichtige Rolle in der heutigen Gesellschaft, da sie den Menschen ermöglicht, ihre täglichen Aktivitäten effizient zu erledigen, wie zur Arbeit oder zur Schule zu pendeln, Einkäufe zu erledigen oder soziale Kontakte zu pflegen. Sie bietet auch die Freiheit, verschiedene Orte zu erkunden und neue Erfahrungen zu machen.
Die Arbeit von Menschen mit diesem Beruf ist zukünftig besonders wichtig um
- Die Mobilität der Zukunft aktiv mitzugestalten, damit unsere Fahrzeuge sicherer, umweltfreundlicher und komfortabler werden.
In jüngerer Zeit hat sich das Konzept der individuellen Mobilität weiterentwickelt und beinhaltet nun auch alternative Antriebstechnologien wie Elektrofahrzeuge und Initiativen zur Förderung nachhaltiger und umweltfreundlicher Transportmittel. Gerade hier werden in Zukunft noch viele Menschen mit Fachwissen im Entwicklungsingenieurwesen gebraucht
Bedeutsame gesellschaftliche Errungenschaft(en), die wir Menschen mit diesem Beruf zu verdanken haben
- Individuelle Mobilität ermöglicht es den Menschen sich trotz großer Entfernung nah zu sein.
Das ist an diesem Beruf besonders spannend oder attraktiv
- Viele Jobangebote insbesondere für Elektrotechnik, gute Karrieremöglichkeiten, ein oftmals internationales Umfeld, interdisziplinäre und anwendungsnahe Produkte und Entwicklungen
Interdisziplinäres Arbeiten bezieht sich auf die Zusammenarbeit von Fachleuten aus verschiedenen Disziplinen oder Fachbereichen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Es geht darum, dass Experten mit unterschiedlichem fachlichem Hintergrund ihr Wissen, ihre Perspektiven und ihre Methoden kombinieren, um komplexe Probleme anzugehen und innovative Lösungen zu entwickeln.
Das sind weniger schöne Seiten an diesem Beruf
- Oftmals hoher Kostendruck für zu entwickelnden Lösungen
Um erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen versuchen, ihre Kosten niedrig zu halten. Sie können zum Beispiel effizienter arbeiten, bessere Verträge mit Lieferanten aushandeln oder Kosten einsparen, wo es möglich ist. Dadurch können sie ihre Produkte zu einem erschwinglicheren Preis anbieten, den sich mehr Kunden leisten können. Gerade für die individuelle Mobilität ist dies besonders wichtig. Umweltfreundliche Fahrzeuge müssen für alle erschwinglich werden, damit sich auf den Straßen etwas ändert.
Diese 5 Softskills sind besonders wichtig
- Kommunikationsfähigkeit
- Teamfähigkeit
- Analytisches Denken
- Kreativität
- Problemlösungsorientierung
Ingenieure müssen häufig ihre Ideen, Entwürfe und Lösungen vor anderen Teammitgliedern, Vorgesetzten oder Kunden präsentieren. Eine gute Kommunikationsfähigkeit ermöglicht es ihnen, ihre Konzepte und technischen Informationen verständlich zu vermitteln und das Interesse und Vertrauen ihrer Zuhörer zu gewinnen.
Nötiges Know How und Hard Skills
- IT Kenntnisse
- Programmieren
- Technische Informatik
- Mathe
- Physik
- Regelungstechnik
- Mess- und Steuertechniken
- Mechatronik
- Nachrichtentechnik
- Sensorik
- Antriebstechnik
- Fahrzeugelektronik
Wieso braucht man für Elektrotechnik IT Kenntnisse und Informatik? Viele moderne Antriebssysteme werden über digitale Steuerungen gesteuert. Das bedeutet, dass Computerprogramme und Software eingesetzt werden, um die Antriebe zu kontrollieren und zu optimieren. IT-Kenntnisse sind wichtig, um diese Programme zu entwickeln, zu konfigurieren und zu warten. In der Antriebstechnik werden häufig programmierbare Steuerungen (z. B. PLCs - programmable logic controllers) eingesetzt, um komplexe Abläufe zu automatisieren. Das erfordert Kenntnisse in der Programmierung, um die Steuerungen richtig einzurichten und anzupassen. Hinzukommt, dass viele moderne Antriebssysteme vernetzt sind und über Netzwerke kommunizieren können. IT-Kenntnisse sind erforderlich, um die Datenkommunikation zwischen den Antrieben und anderen Systemen zu ermöglichen
Work-Life-Balance
- Hoher Workload: eher selten
- Arbeiten am Wochenende notwendig: eher selten
- Dienstreisen: eher selten
- Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeiten nötig: eher selten
- Flexible Arbeitszeiten: häufig
- Arbeiten im Homeoffice: eher selten
Durchschnittliches Brutto Jahresgehalt in €
- 40.000 - 60.000 EUR für Berufseinsteiger
Monatlich kannst du als Berufseinsteiger mit +/- 2700 € auf deinem Konto rechnen.
Junge Menschen haben beim Berufseinstig normalerweise weniger Berufserfahrung als erfahrene Mitarbeitende. Unternehmen zahlen in der Regel später höhere Gehälter, sobald Mitarbeitende mehr Erfahrung gesammelt haben und sie aufgrund ihres Wissens und ihrer Fähigkeiten einen größeren Beitrag zum Unternehmen leisten können.
Wie sieht typischerweise der Weg in diesen Beruf aus?
Eine Ausbildung vorab kann sehr hilfreich sein, ist aber nicht zwingend nötig. Nötig ist ein Studium der Elektrotechnik (oder andere Ingenieurswissenschaften). Ein Praxissemester und eine Abschlussarbeit im Unternehmen oder im Themenfeld der Antriebssysteme ebenen den Weg in den Berufseinstieg.
Welche beruflichen Perspektiven bietet der Beruf?
- Technische Fachkarriere (Technische Spezialisierung)
- Managementkarriere (Teamleiter, Abteilungsleiter, usw.)
Im technischen Management geht es darum, technische Ressourcen und Prozesse in einem Unternehmen oder einer Organisation zu leiten, zu organisieren und zu optimieren. Es verbindet technisches Fachwissen mit Managementfähigkeiten, um technologiebasierte Projekte und Abteilungen erfolgreich zu führen.
Der Beruf in 5 Hashtags
#Automotive, #R&D, #Mobilität, #Zukunft, #Nachhaltigkeit
Bildergalerie
Lust auf mehr? In diesem Youtube Video erklären Studierende aus Elektrotechnik und Informatik, wie sie gemeinsam in einem Projekt das Fahrzeug mit der nötigen Technik ausgestattet haben, Kamera- und Lidardaten gesammelt und diese dann ausgewertet und zur Steuerung des Fahrzeuges genutzt haben. Im Video wird auch deutlich, weshalb Elektroingenieur:innen häufig im Team mit anderen IT Fachleuten arbeiten.
Noch mehr Fahrzeugelektronik gefällig? Auch hier geht nichts ohne Programmierkenntnisse. Im zweiten Video stellt Michael Reke den Bereich Fahrzeugelektronik vor. Selbsgeschriebenes Testprogramm für ein Steuergerät inklusive.