Informationen zu Beeinträchtigungen und/oder Behinderungen im Studium

Was ist eine Beeinträchtigung?

Die 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (2016) zeigte, dass elf Prozent der Studierenden eine oder mehrere gesundheitliche Beeinträchtigungen haben, die sich ihr Studium erschwerend auswirken.

Als die meistgenannte Beeinträchtigung zeigen sich mit 47% psychische Erkrankungen, gefolgt von chronisch-somatischen Krankheiten (18%). Bei sechs Prozent der Studierenden sind es sogar mehrere Erkrankungen, die sich gleich stark studienerschwerend auf ihr Studium auswirken.

Die häufigsten Beeinträchtigungen unter Studierenden sind dabei:

  • Mobilitätsbeeinträchtigungen
  • Sehbeeinträchtigungen
  • Hörbeeinträchtigungen
  • Sprechbeeinträchtigungen
  • Psychischen Erkrankungen (z. B. Essstörungen, Depressionen)
  • Chronischen Krankheiten (z. B. Rheuma, Morbus Crohn oder Diabetes)
  • Legasthenie und andere Teilleistungsstörungen
  • Autismus und AD(H)S
  • Besondere Situation von Studierenden mit nicht-wahrnehmbaren Beeinträchtigungen

 

Wir nehmen die Beeinträchtigungen unserer Studierenden ernst und möchten Ihnen die nötigen Unterstützungsmaßnahmen zur Verfügung stellen. Denn die gleiche Studie zeigte ebenfalls, dass

„[s]tudienerschwerende Beeinträchtigungen […] sich in hohem Maße auf den Studienverlauf aus[wirken]. Mehr als ein Drittel der beeinträchtigten Studierenden hat bereits mehr als zehn Hochschulsemester absolviert, während lediglich etwas mehr als ein Fünftel unter denjenigen ohne studienerschwerende Beeinträchtigung diese Studiendauer aufweist (36 % vs. 22 %).

Beeinträchtigte Studierende wechseln häufiger als nicht beeinträchtigte ihren Studiengang (31 % vs. 21 %) und/oder ihre Hochschule (22 % vs. 16 %) und unterbrechen ihr Studium anteilig mehr als doppelt so häufig wie diejenigen ohne Beeinträchtigung (32 % vs. 13 %). Deutlich weniger beeinträchtigte als nicht beeinträchtigte Studierende sehen ihren Lebensunterhalt als gesichert an (49 % vs. 70 %).“

Im Folgenden finden Sie Informationen über verschiedene Beeinträchtigungen und chronische Erkrankungen.

Grundlage dafür, dass zum Beispiel auch Teilleistungsstörungen, psychische und chronische Erkrankungen unter den Begriff der Behinderung gefasst werden, sind die Definitionen nach UN-Behindertenrechtskonvention und Sozialgesetzbuch 9. Buch.

Körperbehinderung

Studierende mit Körperbehinderungen sind in der Regel in ihrer Mobilität stark eingeschränkt, da sie auf Gehhilfen oder einen Rollstuhl angewiesen sind. Körperliche Einschränkungen sind für Studierende sehr belastend. Der Studienalltag ist mit hohem Kraft- und Zeitaufwand verbunden. Damit wird der Erschöpfungszustand schneller erreicht und es sind häufiger Pausen und Ruhezeiten erforderlich. In manchen Fällen ist es zudem notwendig, eine Studienassistenz oder Pflegeperson zu haben, um bspw. Unterstützung bei Toilettengänge oder bei Mitschriften von Vorlesungen zu haben. Studierende müssen ihren Studienalltag sehr gut organisieren, um die noch vorhandene Zeit für Arzt- oder Therapietermine optimal zu nutzen. Dies schränkt Studierende in ihrer Spontanität ein und birgt einen erheblichen Aufwand, falls eine Vorlesung ausfällt oder zu einem späteren Zeitpunkt stattfindet.

Studierende mit einer Körperbehinderung können sowohl in ihrer Mobilität als auch Beweglichkeit eingeschränkt sein. Zu Körperbehinderungen zählen bspw. amputierte Gliedmaßen oder auch massive Organschäden. Diese sind zwar nicht sofort sichtbar, schränken den Studierenden aber in ihrer Beweglichkeit ein. So ist bei einem Herzfehler das Steigen von Treppen oder eine stärkere körperliche Belastung (z.B. bei Exkursionen) sehr beanspruchend für den Körper.

Sehbehinderung

Bei Sehbehinderungen gibt es verschiedene Schweregrade. Eine solche Beeinträchtigung ist auf Anhieb nicht sichtbar. Eine völlige Erblindung ist anders als wenn jemand zwischen Kontrasten (hell und dunkel) und Farben oder sogar Schemenhafte Umrisse unterscheiden kann. Die Sehfähigkeit hängt sehr oft von den Lichtverhältnissen im Raum ab. Mehr Licht im Raum bedeutet allerdings nicht sofort besseres Sehvermögen, da Manche auch blendempfindlich sind und somit bei gedämpftem Licht eher besser sehen können. Auch muss die Schrift nicht immer direkt größer dargestellt werden, denn jemand mit einem Tunnelblick, und damit eingeschränktem Sichtfeld, kommt mit kleiner Schrift besser zurecht. Für den Lehrenden ist es in dem Fall hilfreich, wenn betroffene Studierende sich melden. So können Sie mit dem Lehrenden besprechen, inwiefern die Sichtverhältnisse eingeschränkt sind und was der Lehrende tun kann, um den Studierenden die Arbeit mit dem Lehrmaterial so einfach wie möglich zu gestalten. Unsere Professorinnen und Professoren sowie Lehrbeauftragten sind allseits bemüht, die Vorlesungsunterlagen so zu gestalten, dass ausreichend Textmaterial zur Verfügung gestellt wird. Die Dokumente werden zudem auf Barrierefreiheit überprüft werden.

Bei manchen Blinden ist der Tag-Nacht-Rhythmus aufgrund der fehlenden Wahrnehmung von Tag und Nacht gestört. Dies hat zur Folge, dass betroffene Studierende Mühe haben, der Vorlesung zu folgen, da die Müdigkeit stetig zugegen ist. Infolgedessen haben sie einen höheren zeitlichen Aufwand, um zusätzliche Literatur zu bearbeiten und benötigt mehr Konzentration, da Informationen nicht oder nur sehr eingeschränkt visuell aufgenommen werden können.

Redeflussstörung

Laut Statistik stottern rund 800.000 Erwachsene in Deutschland. Die Ursache dafür wurde bisher noch nicht näher erforscht, man weiß jedoch, dass es sich um eine Störung im Sprechablauf handelt. Emotionen und Situationen beeinflussen das Stottern. So stottert jemand in bekannter Umgebung weniger als wenn er in einer unbekannten Situation z.B. einen Vortrag hält. Hauptsymptome beim Stottern ist das Wiederholen, Dehnen und Blockieren von Wörtern.  Während des Stotterns kann es vorkommen, dass Begleitsymptome wie Verkrampfungen in der Mimik, Kopfnicken, Hochziehen der Schulter oder Klopfen auf Oberschenkel auftreten. Oft verändert sich auch die Atemtechnik während des Sprechens, sodass der Sprechende mit seiner Restluft Wörter ausspricht um weiteres Stottern zu unterdrücken.

Oft werden Füllwörter oder Floskeln wie z.B. „naja“ oder „im Grunde genommen“ verwendet um einen Redefluss zu erhalten. Infolge der psychischen Belastung durch das Stottern ziehen sich Betroffene oftmals vom sozialen Leben zurück. Sie haben Angst in wichtigen Situationen zu stottern oder dass Fremde sich darüber lustig machen könnten. Die stetige Angst vor negativen Reaktionen beherrscht ihren Alltag völlig, sodass Betroffene ihre Aktivitäten davon abhängig machen, ob sie selbst sprechen müssen oder ob gesprochen wird. Heutzutage gibt es ein weites Spektrum an Therapiemöglichkeiten und Behandlungsansätze, um Betroffenen ein Stück mehr Sicherheit und damit eins stabiles Sozialumfeld schenken zu können. Jedoch ist eine völlige Heilung aufgrund der Komplexität des Sprechablauffehlers nicht möglich. 

Chronische Erkrankungen

Chronische Erkrankungen sind nur schwer über einen langen Zeitraum für Außenstehende wahrnehmbar. Viele der Erkrankungen sind nur phasenweise oder haben schubweise Verläufe. Schübe sind im Allgemeinen kaum vorhersehbar und nicht durch gute medikamentöse Einstellung unterdrückbar. Infolgedessen sind betroffene Studierende nicht in der Lage, längerfristige Planungen vorzunehmen oder an jeder Veranstaltung teilzunehmen.

Betroffene haben einen stressigen Alltag, der im Allgemeinen terminlich gut strukturiert sein muss, da meist viele Arzt- oder Therapietermine wahrgenommen werden müssen. Dies entzieht dem Studierenden viel Kraft und Zeit was ihm/ihr für den Studienalltag dann fehlt. Hinzu kommt häufig eine geringere Belastbarkeit und damit einhergehende eine geringere Leistung- und Konzentrationsfähigkeit.

Ebenfalls klagen Betroffene oft über Stimmungsschwankungen. Wetterumschwünge, Schmerzen und mögliche Nebenwirkungen von Medikationen mindern den Gemütszustand. Infolgedessen müssen betroffene Studierende regelmäßig Pausen einlegen oder sich an fest gelegte Mahlzeiten halten, damit die Medikationseinnahme rechtzeitig erfolgen kann.

 

Gehörlosigkeit und Hörbehinderung

Wenn Studierende anfangs unhöflich wirken, wenn sie einen Gruß nicht erwidern oder nicht darauf reagieren, wenn man sie angesprochen hat, so kann es sein, dass diese von einer Hörbehinderung betroffen ist. Bei der Hörbehinderung spielt der Eintrittszeitpunkt der Beeinträchtigung eine große Rolle. So ist die Gebärdensprache bei jemanden, der von Geburt an gehörlos ist die Muttersprache, während sie bei Menschen mit früher Ertaubung durch Artikulation und Sprachverständnis verschieden ist. Die Schriftsprache ist bei Studierende, die von Geburt an nicht-hörend ist eine Fremdsprache, da sich die Grammatik der Lautsprache deutlich von der Schriftsprache unterscheidet. Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass diese meist Schwierigkeiten hinsichtlich Grammatik und Rechtschreibung hat.

Nicht die Lautstärke mit der gesprochen wird ist maßgebend für das Verständnis des Schwerhörigen, vielmehr spielt die Tonlage die entscheidende Rolle. Nicht immer hilft ein Hörgerät, um die Beeinträchtigung gänzlich auszugleichen. Sie kann jedoch in vielen Fällen eine Erleichterung bringen. Hörgeräte können keine Nebengeräusche von Hauptgeräuschen unterscheiden, sodass alle Geräusche gleichermaßen wiedergegeben werden, was für den Hörbeeinträchtigten dauerhaft sehr anstrengend ist. Ein hohes Maß an Konzentration über den Studienalltag ist erforderlich, um den Themen in den Vorlesungen gut zu folgen. Infolgedessen ist eine schnelle Ermüdung möglich.

Legasthenie und Dyskalkulie

Legastheniker sind Menschen mit einer Lese-Rechtschreibstörung. Dies bedeutet, dass jemand beim Erlernen von Lesen und Schreiben erhebliche Schwierigkeiten vorweist, wobei die Schwierigkeitsgrade unterschiedlich sind. Ursache hierfür ist eine neurobiologische Hirnfunktionsstörung. Folglich ist die Wahrnehmung der Studierende in ihrer Visualität beeinträchtigt, sodass kleine Unterschiede in der Sprache nicht wahrgenommen werden. Texte können nicht fehlerfrei wahrgenommen werden. Dies hat zur Folge, dass Studierende Schwierigkeiten hat, sprachliches in geschriebenes umzusetzen und andersherum.

Dyskalkulie ist eine analoge Störung zur Legasthenie. Hierbei hat jemand eine Rechenstörung mit Blick auf Erfassung, Verarbeitung und Wiedergabe von Berechnungen.

Laut WHO sind die zuvor genannten Beeinträchtigungen unter dem Code ICD 10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) geführt. Demnach sind weder die Lese-Rechtschreibstörung noch Rechenstörung auf eine mangelnde Intelligenz zurückzuführen. Meist sind Legastheniker sogar hochbegabt, so auch Albert Einstein.

Psychische Erkrankrungen

Laut WHO sind Depressionen die häufigste psychische Erkrankung weltweit. Rund 4 Millionen Betroffene leben in Deutschland. Die Ursachen von Depressionen unterscheiden sich durch körperliche, psychologische und gesellschaftliche Faktoren. Betroffene können verschiedene Verläufe und damit auch Schwierigkeitsgrade haben. Dementsprechend verhalten sich die Behandlungsarten.

Wichtig ist, dass es für Betroffene selbst häufig nicht ersichtlich ist oder sie es auch nicht wahrhaben wollen, dass sie von einer Depression betroffen sind. Infolgedessen nehmen sehr wenige Betroffene professionelle Hilfe in Anspruch. Maßgebend ist der typisch episodische Verlauf der Erkrankung.

Im Allgemeinen sind psychische Erkrankungen einhergehend mit Angststörungen, Unsicherheiten, einem geringen Selbstwertgefühl und mangelndem Selbstbewusstsein.  Infolgedessen treten körperliche Symptome wie Herzrasen, Kopfschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden auf. Darüber hinaus klagen Betroffene oftmals über Schlaflosigkeit, geringe Belastbarkeit und damit geringere Konzentrationsfähigkeit. Letzteres wird oftmals auch durch medikamentöse Therapie verstärkt.

An dieser Stelle ist es wichtig zu erwähnen, dass Betroffene in solchen Fällen das Gespräch mit dem behandelnden Arzt suchen sollten, um eine passende medikamentöse Einstellung zu finden, die für den Betroffenen zufriedenstellend ist.

Sollten Sie akut von einer psychischen Erkrankung betroffen sein oder sind auf der Suche nach Hilfe, so gibt es an unserer Fachhochschule die psychosoziale Beratungsstelle, welche Sie gerne in Anspruch nehmen können. Natürlich unterliegt die Beratung der gesetzlichen Schweigepflicht.